Autofahren in Irland

(Letzte Überarbeitung Januar 2024)
Mit dem Auto in Irland zu fahren, ist leichter, als sich viele das vorstellen. Im folgenden stellen wir ein paar Eigenarten des irischen Verkehrs vor. Gleich zu Anfang: die Iren fahren im Allgemeinen recht passiv/defensiv, und sind oft in Gedanken sonstwo, nur nicht beim Verkehr. Wenn die irischen Autofahrer gerade nicht machen, was Sie jetzt erwarten oder selbst tun würden, ist das keine Böswilligkeit - nur Gedankenlosigkeit. Einmal hinter dem Steuer verwandelt sich der gerade noch so freundliche und rücksichtsvolle Ire in einen kleinen Egoisten und vergisst so ziemlich alles, was ihn ansonsten auszeichnet. Hupen und sich Aufregen bringt nichts und erzeugt dann genau die Reaktion, die Sie eigentlich nicht wollen. Auf dem Lande gibt es immer noch sehr viele ältere Autofahrer, die nie einen Führerschein gemacht haben und mit Ausnahmeregelung fahren. Man erkennt Sie normalerweise daran, dass sie extrem langsam fahren, oder in der Mitte der Strasse kleben. Die meisten Iren, auch die mit Führerschein, folgen den eigenen Verkehrsregeln - und wenn Sie die als Fremder zufällig nicht kennen, dann wird das entschuldigt, solange Sie man als Fremden erkennt (dazu siehe weiter unten) - ansonsten aber mit ungläubigem Kopfschütteln quittiert.
Das Zauberwort heisst: Geduld

Generell: Man fährt links und muß auch alles weitere 'seitenverkehrt' machen. Dieses ist aber in der Praxis kein Problem, denn man fährt erstmal am Flughafen, wo man den Mietwagen entgegen nimmt, einfach seinem Vordermann hinterher und gewöhnt sich dann schnell an diese Eigenart. Erst später wird es gefährlich - dazu siehe weiter unten. Am Anfang ist vor allem die Anordnung der Schalter, des Schalthebels und der Rückspiegel ein Problem, an das man sich gewöhnen muss. Man sollte sich also vor dem Losfahren gut vertraut machen, damit man dann im Verkehr nicht abgelenkt wird. Falls vorhanden, den Navi auch schon vor dem Losfahren programmieren. Aber Achtung: Alle Navis (und auch Google Maps!) haben so ihre liebe Not mit den Ortsnamen, zumal diese mal in Englisch, dann wieder in Irisch angegeben sein können! Eine Karte sollte man immer zusätzlich dabei haben, um sich zu vergewissern, dass der Navi einen auch dahin bringt, wohin man ungefähr will. Es gibt Orte mit gleichen/ähnlichen Namen z.Bsp. in Donegal und in Cork, und das kann dann schon ein bisschen ärgern, wenn man erst mal mehrere Stunden in die falsche Richtung gefahren ist! Man ist immer gut beraten, sich vom Vermieter den Eircode geben zu lassen (oft ist der auch auf der Webseite zu finden). Damit lässt sich das Ziel punktgenau mit dem Eircode Finder (https://finder.eircode.ie/#/) bestimmen. Etwas komplizierter, aber ebenso sicher ist es, die GPS Koordinaten vom Ziel einzugeben (auf das richtige Format achten!). Aber auch dann bringt einen der Navi gerne nicht auf die schnellere, sondern auf die kürzeste Stecke, und die kann sich hinziehen - vor allem wenn man hinter einem Traktor dahinzuckelt. Andererseits findet man auf diese Weise hübsche Gegenden, die in keinem Reiseführer stehen. Geflügeltes Wort in Irland: Was ist die längste Strecke zwischen zwei Punkten in Irland? Antwort: die direkte Linie...

Die Ampeln sind sehr oft 'doppelt' vorhanden: einmal dort wo man halten soll und dann noch einmal weiter vorne, damit auch der hintere die Ampel sehen kann. Sie schalten von rot gleich auf grün, ohne Umweg über Gelb... (mehr zu den Gepflogenheiten bei Anfahren an Ampeln und Kreuzungen siehe weiter unten).

Teile der Strassen mit gelben Querstreifen müssen freigehalten werden! Bei Fußübergängen bedeutet ein gelbes Dauerlicht, daß man auf Fussgänger achten und diesen Vorrang geben muss. Bei Schulen und Kindergärten muss das Tempo reduziert werden, wenn das gelbe Warnlicht blinkt.

Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit ist ausgeschildert, und richtet sich im Grunde nach der Art der Strasse (Autobahn 120km/h, Nationalstrassen 100 km/h, Nebenstrassen 80 km/h). Diese einfache Regelung ist in letzter Zeit aufgeweicht worden - trotzdem werden Sie hier deutlich weniger Geschwindigkeitsbeschränkungen finden, als Sie es aus Ihrer Heimat gewöhnt sind. Man fährt nur so schnell, wie es die Situation und die persönlichen Fahrkünste erlauben- und nicht, was das Schild oder das Image einer bestimmten Automarke vermeintlich hergeben. In Ortschaften gibt es keine generelle Geschwindigkeitsbeschränkung (weil es viele ortsähnliche Siedlungen an der Strasse gibt), Geschwindigkeitsbeschränkungen (im Regelfall 50km/h) werden immer angezeigt (und oft auch vorher angekündigt!). Last not least, Iren mögen es nicht, wenn man ihnen Vorschriften macht. Eine Geschwindigkeitsbeschränkung wird als Eingriff in die persönliche Freiheit gesehen, und deswegen grundsätzlich missachtet. Das gilt übrigens auch für die Polizei, Garda genannt. So fahren die Iren entweder viel zu schnell oder viel zu langsam. Autos, die sich genau an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten, werden im Regelfall von Touristen gefahren. Radarkontrollen gibt es inzwischen sehr häufig, und die Strafen bei Verstössen können heftig auf den Geldbeutel und ggf. aufs Punktekonto gehen.
Sehr häufig kommt auch der Ire vor, der, wenn er einmal seine bevorzugte Geschwindigkeit erreicht hat, diese auch penibel einhält - egal ob inner- oder ausserorts - ganz nach dem Motto: einmal 70, immer 70....

Dazu passt auch das Anfahren an Kreuzungen/Ampeln: ausserhalb Dublins geschieht dies nach Einlegen des fünften Ganges - und erst, wenn die Ampel schon gute Zeit grün gezeigt hat. Wenn Sie sich darüber schon in Deutschland aufregen, dann bleiben Sie in Irland lieber dem Steuer fern...

Wegweiser und Ortstafeln sind zweisprachig (gälisch und englisch), die Entfernungen sind jetzt ausschliesslich in Kilometern angegeben. Hinweisschilder deuten manchmal schon einen Kilometer vorher auf eine Abzweigung hin. In Ortschaften kann das verwirren.

Es besteht Anschnallpflicht, Kinder müssen auf entsprechenden Sitzen Platz nahmen. Für Details bitte den Link weiter unten beachten!

Die Straßen sind nicht immer im besten Zustand, unabhängig von der Bedeutung. Oft sind Nebenstrassen besser als Hauptstrassen! Im Gegensatz zu Deutschland gibt es vor Gefahrenstellen im Regelfall keine Geschwindigkeitsbeschränkung - höchstens ein Warnschild oder auf der Strasse selbst angebrachte Sicherheitshinweise ("Slow"). Wo solche Schilder bzw. Hinweise sind, sollte man diese unbedingt beachten! Oft sind die Strassen sehr schmal, im Zweifelsfall auf den Gegenverkehr warten. Irische Mietwagen haben nicht ohne Grund fast immer vorne links Dallen und Kratzer...

'Roundabouts', Kreisverkehre gibt es häufiger als Ampeln. Hier hat der von Rechts kommende Vorfahrt! Die Iren selbst haben ihre liebe Not mit den Regeln im Kreisverkehr, also mit allem möglichen rechnen! Wenn man in den Kreisverkehr fährt, blinkt man rechts (und nimmt bei der Einfahrt die rechte Spur, falls vorhanden), wenn man nicht gleich an der ersten oder gegenüberliegenden Ausfahrt den Kreisverkehr verlässt. Man blinkt Links vor Verlassen des Kreisverkehrs, oder wenn man gleich nach Einfahrt die nächste Ausfahrt nehmen will, und hält sich dann auch auf der linken Spur...

Wer Vorfahrt hat ist zwar im Gesetz geregelt, doch man sollte sich nicht darauf verlassen, dass sich die Iren daran halten. Sehr beliebt ist das Einbiegen von Seitenstrassen vor herannahendem (eigentlich vorfahrtsberechtigtem) Verkehr. Und da sich unsichere Fahrer oft gerne an den Vordermann heften, kann es passieren, dass, wenn einer einem die Vorfahrt nimmt, der zweite gleich hinterher kommende das gleiche macht. Sinngemäss gilt das auch bei Gegenverkehr, bei Engstellen, etc. Sie sind im Urlaub, regen Sie sich darüber bitte nicht auf!

 

Beim überholen wird "angestellt". Vor allem auf dem Lande gibt es viele, die auf besten Strassen mit 50km/h dahinzuckeln. Die wenigsten denken dabei an die Leute hinter sich, die es eiliger haben könnten. Dies ist keine böse Absicht, einfach nur irische Gelassenheit! Wenn der Hintermann sich dem gemächlichen Tempo anschliesst - oder sich nicht getraut zu überholen - bilden sich oft lange Schlangen. Auch hier hilft nur Geduld. Ist man selbst das Hindernis, sollte man bei nächster Gelegenheit Platz machen. Trotz - noch weit entferntem - Gegenverkehr zu überholen "geht gar nicht" und wird beim entgegenkommenden Iren ein Dauerfeuerwerk der Lichthupe erzeugen, egal, wie weit er noch weg ist und das überholen dreimal möglich gewesen wäre. Der Ire vermutet (nicht immer zu Unrecht), dass das ihm entgegenkommende Fahrzeug von einem Fremden gefahren wird und auf der falschen Seite fährt... Dies kann auch Ihnen - spätestens in der zweiten Woche passieren - nämlich dann, wenn Sie sich so richtig an den Linksverkehr gewöhnt zu haben scheinen. Vorzugsweise geschieht dies beim Einbiegen auf eine andere zweispurige Strasse, auf der gerade kein Verkehr ist. Glauben Sie nicht? Warten Sie's ab! Die Lichthupe wird oft auch benutzt, um Sie vor Radar- oder Polizeikontrollen zu warnen.

Auf der Autobahn ist eigentlich die langsamere Spur die linke, doch auch das ist nicht immer gegeben. Links überholen ist verboten, so bleibt einem nichts anderes übrig, als sich geduldig einzureihen. Hier Lichthupe zu benutzen ist ein absolutes Unding - also garnicht erst versuchen. Im Zweifelsfall die Landschaft genießen!

Parken: man zahlt überall in den Ortschaften und Städten eine Parkgebühr, die gebührenpflichtigen Zeiten werden auf Schildern angezeigt. Die Gebühr wird an Parkscheinsäulen gezahlt, einen Teil der Quittung auf dem Armaturenbrett deponieren. Durchgezogene gelbe Linien am Strassenrand bedeuten Parkverbot. Parkt man falsch oder ungezahlt, wird das Auto entweder abgeschleppt oder mit Wegfahrsperren versehen. Beides bringt ärger, kostet Geld und Urlaubszeit.
Ausgesprochen beliebt bei Iren ist das Parken/Halten in zweiter Reihe, um "mal kurz" in einen Laden zu springen. Es ist dabei völlig unerheblich, ob es sich um eine Hauptverkehrs- oder eine Ortsstrasse handelt. Bis man dann das ortsübliche Schwätzchen gehalten hat, kann dann aber schon etwas mehr Zeit als geplant vergehen. Das wird allgemein als völlig normal angesehen, es sei denn, das Auto gehört einem Fremden...

 

Als Fremder auf Irland's Strassen: Glauben Sie nicht, dass man Sie nicht als solchen erkennt, nur weil Sie ein Auto mit irischen Nummernschildern fahren! Nehmen Sie es hin, es kann auch hilfreich sein, als solcher erkannt zu werden (siehe oben)... Auch wenn Sie sich penibel genau an die Höchstgeschwindigkeit halten, werden Sie es häufig erleben, dass Sie überholt werden, und der, der Sie gerade eben noch überholt hat, dann deutlich langsamer vor Ihnen herfährt. Es ist dies der gleiche Reflex, den Sie vielleicht aus Ihrer Heimat von sich selbst kennen - fremde Autofahrer lieber hinter sich, als vor sich zu lassen...

Handys darf man auch in Irland nicht im Auto benutzen, auch wenn es viele Iren damit nicht so ernst nehmen. Die Strafen sind inzwischen drakonisch, doch auch das hält viele Iren nicht vom Schwätzchen am Steuer ab.

Auf mehreren Strassen, an Brücken und Unterführungen wird oft Maut ('Toll') verlangt. Im Regelfall geschieht dies durch Zahlung am Kassenhäuschen per Münzeinwurf oder Kreditkarte, auf der M50 um Dublin auch elektronisch. Wenn man vom Flughafen aus in den Westen will, wird man hier mit Sicherheit zahlpflichtig. Man hat in diesem Fall bis 18 Uhr am Folgetag Zeit zu zahlen, am besten geht das im "Paypoint", an den Kassen von kleinen Supermärkten oder Tankstellen, die entsprechende Beschilderung angebracht haben. Im Flughafen Dublin selbst ist dies der "SPAR"-shop. Man benötigt zur Zahlung nur die Daten den Kennzeichens. Alternativ können Sie im Internet (https://www.eflow.ie/) zahlen. Die Mautstellen auf den Autobahnen haben reservierte Spuren, am besten hält man sich als Fremder beim Einordnen ziemlich weit links.

Zu den offiziellen Verkehrsregeln gibt es hier auf Deutsch gute weiterführende Informationen, die man ausdrucken sollte!